Übersicht der Commodore PET/CBM Computer Modelle

Seit einiger Zeit kann ich mich als glücklicher Besitzer eines Commodore CBM 8096-SK bezeichnen. Bevor ich meinen eigenen Computer genauer vorstelle, möchte ich einen kurzen Überblick über die Commodore PET bzw. CBM Serien geben, die es während der 8-Bit-Ära ab 1977 bis ca. Mitte der 1980er Jahre gab. Wie sich zeigt, ist eine Zusammenfassung in aller Kürze gar nicht so einfach, denn es gab eine teilweise verwirrende Anzahl von Serien und Modell-Varianten. Ich versuche trotzdem einen möglichst straffen Überblick zu geben.

Im Jahr 1977 veröffentlichte Commodore, neben Apple und Tandy RadioShack, seinen ersten vollwertigen Micro-Computer für den Massenmarkt auf Basis des von Chuck Peddle bei MOS Technologies entwickelten 8-Bit Prozessors 6502 mit 1 MHz. In den darauf folgenden Jahren wurde daraus eine Serie von Computern, die hauptsächlich für seriöse Büroanwendungen und zum Lernen geeignet waren. Häufig kamen sie aber auch zur Steuerung von Industrieanlagen und für wissenschaftliche Zwecke zum Einsatz.
Hier stelle ich eine kleine Übersicht der sehr legendären Modellreihen vor.

2000er Serie

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Commodore_2001_Series-IMG_0448b.jpg

Die Commodore PET (Personal Electronic Transactor) der 2000er Serie waren die ersten von Commodore vertriebenen All-in-One Computer-Modelle, die ab 1977 auf den Markt kamen. Legendär ist der Ur-PET 2001 mit 9″ Monochrom-Monitor, 4kB SRAM, MOS 6502 8 Bit CPU, der sog. Mickey Mouse- oder Chiclet-Tastatur und eingebauter Datasette. Die weiteren Modell Varianten unterschieden sich in der RAM Ausstattung, der Gehäuse Farbe (blau/weiß oder schwarz/weiß) und später in der Art der Tastatur. Der Rechner hatte keinen eigenen Grafikchip und konnte somit nur alphanumerische Zeichen und Grafiksymbole (PETSCII-Zeichensatz) anzeigen. Er besaß mehrere Anschlüsse für Erweiterungen: User-Port, Datasette und IEEE-488 Bus für Drucker und Diskettenlaufwerke.

Apropos Tastatur

Die sehr ungewöhnliche Tastatur, die scherzhaft oft als Chiclet- oder Mickey-Mouse-Tastatur bezeichnet wurde, ist übrigens dem Umstand geschuldet, dass Commodore ein Taschenrechner Hersteller war und deshalb die Art der Tastenanordnung und Bauweise auch aus Kostengründen für den ersten Computer einfach übernahm. Schon im zweiten Release der 2001er Serie wurde sie jedoch durch eine vollwertige Schreibmaschinen-Tastatur ersetzt, wofür die Datasette leider weichen musste.

Die Abkürzung PET geht übrigens auf den Vater des Computers Chuck Peddle zurück und stellt eine Verbindung zum englischen Wort pet = Haustier her. Der Computer sollte ein ebenso treuer Weggefährte sein und sich in jedem Haushalt wohlfühlen. Wegen eines Namenrechtstreits mit Philips mussten die PETs in Europa umgetauft werden und hießen fortan CBM (Commodore Business Machines), so wie auch der offizielle Name des Unternehmens lautete.

Frühe Commodore Werbung mit Vorankündigung noch als PET …

In Deutschland gab es die Commodore Büromaschinen GmbH als Niederlassung mit Sitz in Neu-Isenburg bei Frankfurt. Die CBM Serien wurden dann zum Teil auch in Braunschweig gefertigt und waren sehr weit verbreitet in Deutschland. Von der späteren 8000er Serie wurden z.B. etwa 100.000 Stück vertrieben.

… und später mit der Modell-Bezeichnung CBM (Commodore Business Machines)

In den nachfolgenden Serien unterschied Commodore außerdem zwischen zwei Tastaturvarianten: Die Business-Tastatur hatte keine Graphik-Symbole auf den Tasten aufgedruckt und der Zeichensatz unterstützte Groß- und Kleinbuchstaben. Daneben gab es noch die sogenannte „Home-Computer“ Variante der Tastatur mit den aufgedruckten Grafik-Symbolen auf den Tasten. Über eine Tastenkombination lässt sich der Zeichensatz umschalten.

3000er Serie

Die 3000er Serie kam ab 1978 auf den Markt und war die Nachfolgeserie der 2000er. Sie waren technisch weitgehend identisch mit den Vorgängern, hatten jetzt aber immer die bessere Schreibmaschinen-Tastatur. Die Computer gab es wieder mit unterschiedlicher RAM Ausstattung (von 8 kB bis 32 kB) und mit eingebautem 9″ Monochrom-Monitor (40 Zeichen/Zeile x 25 Zeilen). Die Hauptplatine war quasi identisch mit der 2000er Serie, verwendete aber statt der statischen jetzt dynamische RAM Chips. Die CPU ist weiterhin ein mit 1 MHz getakteter 6502 MOS Prozessor. Die Computer wurden mit Commodore BASIC V2 im ROM ausgeliefert. Commodore BASIC war ein erweitertes Microsoft BASIC. Jack Tramiel, der Chef von Commodore, sicherte sich die Rechte für das Microsoft BASIC und konnte es so unter eigenem Namen und mit Erweiterungen beliebig in seinen Geräten einsetzen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/CBM-3000-Serie#/media/Datei:CBM3008_01_mod02_res.jpg

4000er Serie

Die Nachfolgeserie der 2000er und 3000er Modelle sind die Computer der 4000er Serie. Diese Geräte sind nun mit dem erweiterten BASIC V4 ausgestattet und es gab sie mit zwei unterschiedlichen Monitor Varianten: Als sog. Thin-Modell mit dem bekannten 9″ Monochrom-Monitor und als Fat-Modell mit 12″ Monitor. Nach wie vor waren die Gehäuse sehr robuste Metall-Chassis, die den Computer zusammen mit Tastatur und Monitor sehr wuchtig und schwer machten. Auch in der 4000er Serie werkelte weiterhin die altbekannte 6502 CPU mit 1 MHz Taktfrequenz. Die RAM Ausstattung variierte nun von 8 kB (4008) bis 64 kB beim Modell 4064. Sonst unterschieden sie sich technisch kaum von den Vorgängern. Das V4 BASIC unterstützte nun aber unter anderem auch mehr DOS Befehle für die Verwendung von Diskettenstationen.

Bei Modellen mit 12″ Monitor konnte auch eine 80 Zeichenkarte als Erweiterung eingebaut werden.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/Commodore_4016.jpg

8000er Serie

Ursprünglich ist die 8000er Serie ein Computer der 4000er Serie mit 12″ Monitor und 80 Zeichen Modus. Diese neue Serie gab es gleich in drei unterschiedlichen Gehäuseformen: Neben dem bekannten kantigen Metallgehäuse und integrierter Tastatur (CBM 8032) wurde ab ca. 1982 ein komplett neu designtes Gehäuse mit der 8000er Serie eingeführt.
Dem neuen Zeitgeist entsprechend entwarf der Commodore Chef Designer Ira Velinsky ein sehr futuristisches neues Gehäuse sowohl für die CBM als auch die CBM II Serie. Entgegen vieler Gerüchte stammt das Design nicht von Ferdinand Porsche, auch wenn die eleganten Rundungen das vermuten lassen könnten. Zusätzlich gab es noch als dritte Variante ein Modell mit eingebautem Doppel-Floppylaufwerk (CBM 8296-D).
Die Computer der 8000er Serie besitzen nun standardmäßig einen monochromen Bildschirm mit 80 Zeichen/Zeile. Der Prozessor ist aber weiterhin die MOS 6502 CPU mit 1 MHz. Neu ist hingegen, die Aufhebung der 32kB RAM Grenze durch die Möglichkeit von Bank-Switching zwischen den RAM Bereichen hin- und herzuschalten und ein neuer Videoteil, der erstmals mit einem eigenen Videochip (6545) ausgestattet war. Weiterhin besitzen die Computer mit der neuen Gehäuseform jetzt eine „abgesetzte“ Tastatur, die über ein Spiralkabel mit dem Computer verbunden ist. Ab dem Modell 8096 wurde neben BASIC V4 zusätzlich noch das Betriebssystem LOS-96 auf Diskette mitgeliefert, weil nur damit das gesamte RAM adressiert werden konnte. Mit dem späteren Modell 8296 wurde das Mainboard neu designed und war bereits mit 128 kB RAM ausgestattet.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Commodore_CBM_8096_SK_TSD.jpg

Wegen der fehlenden Pixel-Grafik, eigneten sich die PETs eher mäßig zum Spielen. Trotzdem gab es zumindest für die 40 Zeichen PETs etliche Spiele mit Klötzchen-Grafik. Diese Spiele sind aber meistens nicht mehr mit der 8000er Serie kompatibel. Deshalb gab es dafür Programme, die einen 40 Zeichen Bildschirm emulierten.

CBM II Serie

Mit der neuen Gehäuseform führte Commodore die CBM II Serie auf Basis des neuen Prozessor MOS 6509 ein, die es als CBM 500 in unterschiedlicher Ausstattung für den privaten Haushalt (P) und als Business Variante (B) geben sollte. Der neue Prozessor war ein erweiterter 6502, der mittels integriertem Bank-Switching bis zu 1 Megabyte RAM ansprechen konnte.
Die P Version hatte bereits den später vom C64 bekannten VIC II Grafikchip und einen SID Soundchip. Durch den aufkommenden Preisdruck für Home Computer wurden von der P Version jedoch nur sehr wenige Stückzahlen verkauft und Commodore verfolgte dann bekanntermaßen für die Home Computer Serie eine andere Strategie.

Die B Variante hingegen wurde einige Jahre mit mäßigem Erfolg vertrieben. Der CBM 600 war ein Tastaturcomputer ohne Monitor. Er besitzt ebenfalls eine MOS 6509 8-Bit CPU mit 2 MHz, einen 6581 Soundchip (SID) und 128 kB RAM. Weiterhin konnte er mit einem optionalen Coprozessor (Zilog Z80 oder Intel 8088) ausgestattet werden. Mit dem ebenfalls vorhandenen IEEE-488 Bus und BASIC V4 konnten die verfügbaren Diskettenstationen auch mit der CBM II Familie verwendet werden.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b1/Commodore_CBM_610_%28Thomas_Cont%C3%A9%29_A.jpg

Die CBM 700er Serie war wieder als Bürocomputer inklusive Monochrom-Monitor konzipiert. Er ähnelte stark der 8000er Serie im neuen rundlichen Gehäuse (vgl. CBM 8096-SK oder 8256-SK). Das Spitzenmodell CBM 730 war mit sagenhaften 256 kB RAM und Coprozessor Intel 8088 mit 4 MHz ausgestattet.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Cbm710_ta.jpg

CBM-Diskettenlaufwerke

Bis auf die allererste 2000er Serie der PETs mit Kassettenlaufwerk und den späten Modellen der 8000er Serie inklusive eingebautem Diskettenlaufwerk, musste ein Massenspeicher immer separat erworben werden. Die Computer konnten alle sowohl mit Datasette als auch mit Diskettenlaufwerken erweitert werden. Da die Diskettenstationen damals noch sehr teuer waren, wurde deswegen häufig die wesentlich günstigere Datasette mit handelsüblichen Kassetten als Speichermedium eingesetzt.

Im Laufe der Zeit wurden von Commodore einige unterschiedliche Diskettenlaufwerksmodelle mit unterschiedlicher Ausstattung und Kapazität für die CBM Serie entwickelt. Da der Computer selbst keinen Floppy-Controller besitzt, wurde dieser in die Diskettenstation integriert. Deshalb besaßen die Stationen immer eigene Prozessoren zur Steuerung und das DOS (Disk Operating System) ist als ROM Modul ebenfalls integriert. Die Modelle unterschieden sich in der verwendeten Laufwerksmechanik und der möglichen Speicherdichte für die Disketten. Anschluss fanden die Diskettenlaufwerke über den leistungsstarken, parallelen IEEE-488 Bus.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Cbm-laufwerke2.jpg

Detaillierte Modell-Liste aller CBM/PET Geräte:
http://www.6502.org/users/andre/petindex/local/cbm-model-list.1.0.txt

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