Ein Flaschengeist auf dem Schreibtisch.

Photo by Diego F. Parra: https://www.pexels.com/photo/genie-in-miracle-garden-15131329/

Der 8-Bit Homecomputer EACA „Colour Genie“ EG2000

Dieser 8-Bit Tastaturcomputer wird mich demnächst wieder verlassen, da ich leider keine Zeit finde, mich intensiver damit zu beschäftigen.

Trotzdem will ich die (letzte) Chance nutzen, um euch einen eher seltenen Computer aus den frühen 1980er Jahre näher vorzustellen.

Zuerst will ich die Frage klären, warum der Artikel bei mir in der Kategorie Tandy RadioShack auftaucht: Die Firma EACA International LTD aus Hongkong vertrieb ab 1975 Pong ähnliche Videospielkonsolen und begann später Clones von bekannten Computern herzustellen. Dazu gehörten unter anderem Nachbauten auf Basis von Tandy RadioShack’s TRS-80 Model 1, die von EACA als „Video Genie“ hergestellt und vermarktet wurden.

In Deutschland wurde das „Colour Genie“ unter anderem von der Firma Trommeschläger (TCS) und anderen Computerfachhändlern vertrieben und sollte dem Commodore VIC-20 und dem Sinclair ZX Spectrum Paroli bieten. Trommeschläger war bereits mit der „Video Genie“ Serie recht erfolgreich auf dem deutschen Markt unterwegs. Das Unternehmen konnte in Deutschland mit den TRS-80 Clones auf Basis der Zilog Z80 8-Bit CPU eine Lücke zur Konkurrenz von Commodore PET und Apple II mit MOS 6502 CPU schließen.

Mit den Sound- und Grafikfähigkeiten in den aufkommenden Home-Computern, wie z.B. dem Commodore VIC-20, Atari 800 oder TI-99/4 wuchs auch der Wunsch bei EACA nach solchen Eigenschaften bei den eigenen Computern.

Nun ließe sich vermuten, dass EACA einfach erneut einen Nachbau eines vorhandenen Computers veröffentlichte. Tandy brachte nämlich schon 1980 mit dem TRS-80 Colour Computer eine neue Modellserie mit Farbgrafik und Sound auf den Markt. Tandy’s CoCo war jedoch gar nicht mehr kompatibel zu den Vorgängermodellen der eigenen TRS-80 Serie, da er mit dem Motorola 6809E eine völlig andere CPU besaß und damit auch ein anderes ROM.

Dagegen entwickelte EACA nun eigenständig eine Grafik- und Sound-Erweiterung auf Basis der bestehenden Plattform für die Z80 CPU. Dafür wurde auch das LEVEL II BASIC im ROM um Grafik- und Soundbefehle erweitert.

Das ursprüngliche LEVEL II BASIC, was für das Model 1 von RadioShack entwickelt wurde, basierte auf Microsoft BASIC. Diese Version kam auch bereits in der Modellreihe „Video Genie“ von EACA zum Einsatz.

Für das „Colour Genie“ wurde dieses BASIC – was dann „Colour BASIC“ genannt wurde – um Grafik- und Sound-Befehle erweitert. Es wurde jedoch darauf geachtet, dass es ansonsten kompatibel zum „Video Genie“ BASIC war. Somit konnte weiterhin Model 1 und „Video Genie“ Software mit dem „Colour Genie“ ausgeführt werden. Damit setzte EACA die Kompatibilität um, die sich die Kunden für den Tandy CoCo eigentlich gewünscht hatten.

Leider war diese Kompatibilität nicht durchgängig konsequent umgesetzt. Ärgerlicherweise verwendete EACA ausgerechnet für Kassetten ein anderes Aufzeichnungsformat. Das führte dazu, dass TRS-80 oder Video-Genie Kassetten nicht ohne weiteres mit dem „Colour Genie“ verwendet werden konnten. Durch Reverse-Engineering der Kassetten-Schnittstelle gelang es der Firma Trommeschläger jedoch eine Software zu entwickeln, mit der TRS-80/“Video Genie“ Software per Tape-Kabel direkt auf das „Colour Genie“ übertragen werden konnte.

Für die Bildschirmanzeige gab es nun außerdem einen separaten Text- und Grafikmodus. Dies hatte den Vorteil, dass hochauflösende Grafiken im Hintergrund aufgebaut werden konnten, während im Vordergrund noch der Textmodus angezeigt wurde. Anschließend konnte in den Grafikmodus umgeschaltet werden, was damit die komplette Grafik sofort darstellte.

Leider hielt sich die Verbreitung des Computers in Grenzen. Das hatte sicher auch damit zu tun, dass vor allem Commodore, Sinclair, Atari und weitere Hersteller in der ersten Hälfte der 1980er Jahre den Markt mit oft besseren und leistungsfähigeren Computern mit Grafik/Sprite- und Soundfähigkeiten überschwemmten. Für das „Colour Genie“ gab es am Ende schätzungsweise 190 Spiele, die häufig – das verdeutlicht die Verbreitung hierzulande – auch in Deutschland entwickelt wurden.

Die Specs

Hier ein paar technische Daten zum „Colour Genie“ EG2000 zusammengefasst:

  • Z80 CPU 8-Bit @ 2.2 MHz
  • BASIC ROM 16 kB
  • RAM 16 kB erweiterbar auf 32 kB durch Steckkarte
  • Video Controller Motorola 6845 (Textmode: 40×24/40×25 16 Colors, Grafikmode: 160×96/160×102 Pixel 4 Colors)
  • Sound Chip General Instruments AY-3-8910 (3 Sound Channels, 1 Noise Channel), interner Lautsprecher und Audio-Out über Cinch.
  • RF und Composite Video Output
  • Expansion Slot für Floppy-Controller oder Software-Module
  • 1200 baud DIN Kassettenanschluss
  • 5 pin DIN serieller Anschluss
  • 5 pin DIN Light Pen Anschluss
  • Parallel Port für Joysticks und Drucker
  • Keyboard mit 63 Tasten und 4 programmierbaren Funktionstasten.

Ab etwa April 1983 wurde das „Colour Genie“ mit neueren ROMs ausgeliefert. Man erkennt diese Modelle auch äußerlich am nun eingebauten Pegelmesser für das Kassettenlaufwerk (siehe Bild). Mit den aktualisierten ROMs änderte sich auch die Auflösung im Textmodus auf 25 statt 24 Zeilen und im Grafikmodus auf 160×102, statt 160×96 Pixel. Dabei wurden den ROMs auch neue Befehle hinzugefügt und Fehlerhafte korrigiert.

Colour BASIC

Zum Abschluss noch ein paar kleine Übungen mit Colour BASIC:

Wie bei allen Z80 TRS-80 Modellen üblich meldet sich der Computer nach dem Einschalten mit der Meldung „MEM SIZE?“ mit grüner Schrift auf schwarzem Hintergrund. Hier könnte man Speicher für Maschinen-Code Programme reservieren. Nachdem die Meldung mit der RETURN-Taste bestätigt wurde, erscheint die BASIC Eingabeaufforderung. Mit dem Kommando: ?MEM wird der frei verfügbare RAM-Speicher ausgegeben. Wird beim Einschalten des Colour Genies die <MOD SEL> Taste festgehalten, so wird der Grafikspeicher dem verfügbaren BASIC Speicher hinzugefügt.

Bei der Arbeit mit BASIC schaltet <MOD SEL> den Zeichensatz von ASCII zu den Grafiksymbolen um, die vorne zusätzlich auf die Tasten aufgedruckt sind. Ansonsten dient die Tastenkombination <CTRL>+<MOD SEL> zum Umschalten in den hochauflösenden Grafikmodus.

Colour BASIC besitzt auch Hilfs-Kommandos für den Programmierer: So lässt sich mit dem Befehl AUTO eine automatische Zeilennummerierung einschalten und der Befehl EDIT hilft beim Editieren einzelner Code-Zeilen. TRON und TROFF dienen dazu den Trace-Mode beim Ausführen eines Programms ein- oder auszuschalten. Damit wird immer die aktuelle Programmzeile während der Ausführung mit am Bildschirm angezeigt.

BASIC Sound Example

Ebenfalls sehr praktisch und bei modernen Programmiersprachen Standard, sind Befehle wie ERROR, was einen Fehler simuliert und ON ERROR GOTO, was den Abbruch des Programms beim Auftreten eines Fehlers verhindert. Das sind alles hilfreiche Funktionen, die z.B. ein C64 BASIC Programmierer schmerzhaft vermisst!

Durch Eingabe des Kommandos SYSTEM gelangt man in den Maschinen-Code Editor. Von hier aus lassen sich unter anderem Maschinen-Code Programme laden.

Ein paar kleine BASIC Hilfsprogramme:

10 REM Ausgabe des Zeichensatzes
20 CLS:COLOUR 1
30 FOR Q=32 TO 128
40 PRINT CHR$(Q);
50 NEXT
60 PRINT
10 REM Ausgabe des vollständigen Zeichensatzes
20 CLS:COLOUR 1:CHAR4
30 FOR Q=0 TO 255
40 POKE &H4400+Q,Q
50 NEXT
60 PRINT@400,"";: REM Cursor in die Mitte des
Bildschirms verschieben, damit Ausgabe nicht durch das READY Prompt überschrieben wird
10 REM Überprüfung der ROM Version, bei neuen ROMS ist die Zeilenzahl im Textmodus gleich 25
20 A=PEEK(&H42F9)
30 IF A=25 THEN PRINT"Neue ROM Version entdeckt..."
CLOAD lädt ein BASIC Programm von Kassette
RUN startet ein BASIC Pprogramm
LIST zeigt den Quellcode des im Speicher befindlichen BASIC Programms
LLIST druckt das im Speicher befindliche BASIC Programm
CSAVE "name" speichert das im Speicher befindliche BASIC Programm auf Kassette
PRINT MEM zeigt den verfügbaren BASIC Speicher an

Spiele (Maschinenspracheprogramme)

Die meisten Spiele für das „Colour Genie“ liegen in Maschinensprache vor. Um ein Maschinensprache Programm zu laden gibt man SYSTEM <RETURN> ein, und am *? Prompt wieder <RETURN> um das Programm zu laden. Während des Ladens wird in der rechten oberen Ecke ein blinkender * angezeigt. Nach erfolgreichem Laden erscheint wieder das *? Prompt, jetzt gibt man / <RETURN> ein, um das Programm zu starten.

Tastenfunktionen

<RST>+<RST>+<R>Reset des Computers
<BREAK>unterbricht ein laufendes BASIC Programm, unterbricht die Auflistung eines Programms, wechselt vom Grafik in den Textmodus
<BREAK>+<CLEAR>die meisten Maschinensprache Programme sind so programmiert, dass diese beim Betätigen der beiden Tasten unterbrochen werden
<RPT>wiederholt das zuletzt eingegebene Zeichen
<LOCK>Feststellschalter für Kleinbuchstaben
<F1>-<F4>die Funktionstasten sind mit unterschiedlichen BASIC Kommandos belegt, können aber auch programmiert werden
<MOD SEL>Eingabe, der auf der Vorderseite der Tasten abgebildeten Grafikzeichen, wird die Taste beim Einschalten festgehalten, so kann der Grafikspeicher als Programmspeicher genutzt werden

Die wichtigsten Kommandos für den Diskettenbetrieb sind:

CMD"F formatiert eine Diskette in Laufwerk 0
CMD"F1 formatiert eine Diskette in Laufwerk 1
CMD"I zeigt den Inhalt einer Diskette (in Laufwerk 0)
LOAD"name/BAS bzw. LOAD"name lädt ein BASIC Programm
SAVE"name/BAS bzw. SAVE"name speichert das im Speicher befindliche BASIC Programm auf Diskette
CMD"Sname/CMD lädt ein Maschinensprache Programm und startet es
KILL "name" löscht ein Programm von Diskette

Ich hoffe, ich konnte damit einen kleinen Einblick in die Welt des EACA „Colour Genie“ vermitteln. Leider fehlt mir die Zeit, mich mit dem Computer intensiver zu beschäftigen. Somit wandert er weiter zu einem anderen Vereinskollegen.

2 Gedanken zu „Ein Flaschengeist auf dem Schreibtisch.“

  1. Hallo Retroguy,

    wieder ein interessanter Beitrag zu einem mir fremdgebliebenen Homecomputer. Natürlich kannte ich ihn und fand ihn vom Design sehr ansprechend. Aber ich hatte ihn immer in die Klasse der Tandy CoCo-Clone geschoben und nicht weiter beachtet. Dass er aber eine Weiterentwicklung des TRS80 war, das wusste ich nicht. Wirklich spannend. Auch die Geschichte von Fred Trommeschläger und wie er an die Vertriebsrechte für die EACA-Rechner gekommen ist gehört zu den deutschen Erfolgsgeschichten.
    Aber die Farbgrafik war wohl eher bescheiden im Vergleich zum Sinclair Spectrum.

    Gruß, Andreas

    1. Hallo Andreas, im Grunde ging es mir genauso wie dir. Ich hab mich lange Zeit überhaupt nicht mit dem Computer beschäftigt und er stand nur verstaubt in der Ecke. Ich dachte eig. auch, dass er von der Technik dem CoCo ähnlich ist und wurde bei der Recherche eines Besseren belehrt. Die Farbgrafik ist beim Specci deutlich besser.

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