Tandy TRS-80 Model I Level II

Meine neue Liebe … der Tandy TRS-80 Model I Level II aus dem Jahre 1981 🙂

Mein Tandy TRS-80 Model I mit Level II BASIC, Expansion Interface, Green-Monitor und Doppel-Floppy.

Zu Beginn hatten wir allerdings einen etwas holprigen Start – aber dazu später mehr.

Die Geschichte

Tandy .. was? Das wird jetzt vielleicht manch einer fragen. Ja, tatsächlich waren die Computer der Firma Tandy Radio Shack in Deutschland weniger verbreitet und sind daher heute kaum noch bekannt. Dagegen kennt Apple und Commodore hierzulande jedes Kind. Der TRS-80 Model I gehört jedoch zur sogenannten „1977 Trinity“, wie es das byte Magazine bezeichnete. Damals brachten in den USA relativ zeitgleich drei Hersteller einen ersten Homecomputer für den Massenmarkt auf den Markt: Apple mit dem Apple II ist wohl der berühmteste Vertreter, Commodore brachte den PET 2001 und Tandy setzte eine günstigere Alternative dagegen, den TRS-80 (TRS steht übrigens für Tandy Radio Shack und die Zahl 80 deutet auf die Z80 CPU hin).

Apropos 1977 …

1977 war übrigens das Jahr, als die Voyager 1 und 2 Sonden der NASA ins All gestartet sind. Ziel für Voyager 1 war es am Jupiter und Saturn vorbeizufliegen, um wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Dieses Ziel wurde bereits 1980 erfolgreich erreicht. Seitdem fliegt die Sonde weiter und erreichte 2012 als erstes von Menschen gemachtes Objekt den interstellaren Raum und verließ damit unser Sonnensystem. Voyager 1 ist mittlerweile unvorstellbare 22 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und sendet immer noch Daten zur Erde … wohlgemerkt mit Computertechnik aus den 1970er Jahren!

Tandy Radio Shack (heute nur noch Radio Shack) ist eine traditionelle amerikanische Elektronikhandelskette, etwa vergleichbar mit MediaMarkt bei uns, die auch immer wieder Produkte unter dem eigenen Handelsnamen auf den Markt brachte. Durch den in Amerika aufkommenden Boom von sogenannten Home Computern Mitte/Ende der 1970er Jahre, entschloss sich auch das texanische Unternehmen Tandy Radio Shack selbst einen solchen Computer auf den Markt zu bringen und über die eigenen Läden zu verkaufen. Dazu kam der Vorteil, dass Tandy in Texas bereits über eigene

„Tandy’s 1977 annual report called the computer probably the most important product we’ve ever built in a company factory“

https://en.wikipedia.org/wiki/TRS-80

Produktionsstätten verfügte. Da der TRS-80 günstiger war als die Konkurrenz und zudem über das engmaschige US-Filialnetz verkauft werden konnte, wurde der TRS-80 schnell zum Erfolg. Tandy bezeichnete den Einstieg in die Computerherstellung damals selbst als „möglicherweise das wichtigste Produkt, was wir in unseren Fertigungshallen je hergestellt haben“ Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/TRS-80.

Die Hardware

In der Basisausstattung hatte der TRS-80 eine Z80 CPU mit 1,78 MHz, Level I BASIC und 4kB RAM (intern aufrüstbar auf 16 kB RAM). Er wurde zum Verkaufsstart komplett mit einen kleinen Grünmonitor und einem Kassettenrekorder zur Datenspeicherung für $599,95 angeboten (Quelle: Tandy Radio Shack Online Catalog Archive: https://www.radioshackcatalogs.com/flipbook/c1977_rsc-01.html). Dagegen kostete der Apple II bereits in der Basisausstattung mit 4 kB RAM ohne Monitor $1.298. Weil zu der Zeit Commodore mit Lieferschwierigkeiten kämpfte, Tandy dagegen pünktlich zum Weihnachtsgeschäft November ’77 die Computer in den Läden hatte, konnten die Texaner mit ihrem ersten Computer sofort gute Marktanteile ergattern.

Die erste Ausgabe hatte noch keine separaten Nummerntasten, doch mein Modell ist bereits die erweiterte Version aus dem Jahr 1981.

Das Modell I kombinierte Mainboard und Tastatur in einem Gehäuse, so wie es damals in der 8-Bit Ära üblich war. Das Gehäuse ist jedoch wesentlich kompakter als das des PET und Apple II. Letzterer hatte jedoch zusätzlich noch üppig Platz für Erweiterungskarten im gleichen Gehäuse. Das kompakte Gehäuse des TRS-80 wurde auch deshalb möglich, weil die Tastatur(-platine) mit Abstandshülsen kopfüber auf das Mainboard gelegt wurde. Übrigens: Die erst Jahre später auf den Markt kommenden VIC20 und C64 (Brotkasten) von Commodore erinnern interessanterweise von der Gehäuseform sehr stark an den TRS-80.

Das Expansion Interface mit diversen Anschlussmöglichkeiten für Peripherie und optionaler Speichererweiterung.

Um die fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten wett zu machen, gab es von Tandy eine zusätzliche Box, das sogenannte „Expansion Interface“, was über ein Flachbandkabel mit dem TRS verbunden wurde. Es erweiterte den Computer um eine parallele Centronics Schnittstelle, Anschlüsse für bis zu 4 Floppy-Laufwerke (über ein Daisy-Chain Kabel) und zusätzliche Kassettenrekorder Anschlüsse. Optional konnte das E/I um bis zu 32 kB RAM erweitert werden und bot eine RS-232 serielle Schnittstelle, die über ein optionales Daughter-Board bereitgestellt wurde. Die Erweiterungseinheit benötigt eine eigene Stromzufuhr über ein separates Netzteil. Das Gehäuse ist jedoch so konstruiert, dass beide externen Netzteile – das vom TRS-80 und von der E/I – in der Erweiterungseinheit Platz finden. Wie weiter oben beschrieben, stellt erst die E/I einen Parallel-Port zum Anschluss eines Druckers zur Verfügung. Das heißt, wenn man vernünftig mit dem System arbeiten wollte, kam man sowieso nicht am E/I vorbei. Leider ist die Erweiterungseinheit auch ein Grund für den Spitznamen „Trash-80“, denn das ungeschirmte Flachbandkabel lies die Kiste häufig abstürzen. Daneben hatte der TRS-80, zumindest in den Anfangsjahren, noch so manche andere Stabilitätsprobleme.

Hier das Mainboard des Expansion Interface: Schön zu sehen die Steckleisten für Peripherie an den Seiten und die runden DIN-Anschlüsse für Kassettenrecorder. Auch erkennbar 16x RAM Chips für zusätzlich 32 kB RAM.

Die Software

Tandy machte den jungen Leuten unter anderem Lust auf Computertechnik in Form von Superman Comics. Quelle: http://cpmarchives.classiccmp.org/trs80/Library/Magazines/Comics/

Das erste Release des Model I wurde mit einem Level 1 genannten 4 kB kleinen ROM BIOS/BASIC ausgeliefert, von dem der Rechner startete. Das Starten vom integrierten ROM Chip war damals übrigens bei den Microcomputern mangels Festplatte so üblich, weil diese unerschwinglich teuer waren und selbst ein Floppy-Laufwerk nicht zur Grundausstattung gehörte. Ein BASIC in 4 kB ROM zu pressen war eine ziemliche Herausforderung und führte dazu, dass z.B. Floating-Point Operationen nur mit einfacher Genauigkeit durchgeführt werden konnten. Außerdem gab es überhaupt nur zwei String Variablen (A$ und B$), 26 numerische (A-Z) und eine Array-Variable. Minimalistisch auch die Fehlermeldungen, von denen es insgesamt nur drei gab: „WHAT?“ für Syntax Error, „HOW?“ für arithmetische Fehler, wie z.B. Division by zero und „SORRY“ für Out of Memory. Level 1 Basic war laut Tandy dazu gedacht, Menschen, die vorher noch nie in Berührung mit Computern gekommen sind, die Scheu davor zu nehmen, indem man sie in eine einfach zu erlernende Programmiersprache einführte. Auf diese Zielgruppe zielte auch die beiliegende Dokumentation zu Level 1 Basic ab, die mit Beispielen und Cartoons leicht verständlich für Jedermann war. Man muss sich vor Augen halten: Wir sprechen vom Jahr 1977!

Die BASIC Beschränkungen wurden mit dem 1978 erscheinenden Level II dann aufgehoben. Tandy selbst sah Level I BASIC immer nur als Zwischenlösung an und bewarb die neue Version bereits in seiner ersten Broschüre als „coming soon“. Level II BASIC wurde von Microsoft lizenziert, belegte nun 12 kB ROM und war auch für den Betrieb der Expansion Einheit mit Diskettenlaufwerk vorausgesetzt. Für bestehende Systeme gab es Upgrade Kits, bei denen die ROM Chips ausgetauscht wurden (Übersicht von Upgrade- und Erweiterungskits: http://www.trs-80.com/wordpress/trs-80-computer-line/model-i/)

Mein Model I

Bereits am Typenschild zu erkennen: „Manufactured in Japan“

Damit komme ich nun endlich zu meinem TRS-80: Er besitzt bereits das Level 2 BASIC und hat 16 kB RAM on Board. Außerdem besitzt mein Model I Level II auch einen separaten Nummernblock auf der Tastatur – ebenfalls ein Ergebnis der Modellpflege. Ursprünglich wurden alle TRS-80 im eigenen und einzigen Tandy-Werk in Texas produziert. Als in den folgenden Jahren ein Model III hinzukam, musste die Produktion des Model I ausgelagert werden. Man konnte zu diesen Zweck die Firma TEC (Tokyo Electric Company) in Japan gewinnen. Durch die Auslagerung wurden in Texas die nötigen Kapazitäten zur Produktion des Modell III frei. Die Japaner überarbeiteten bei dieser Gelegenheit das Board-Layout des Model I und optimierten es. Das Mainboard trägt jetzt auch den Namen „TEC“ und ist damit leicht als „Japan-Version“ zu erkennen. Ebenso lautet die Catalog Nr. jetzt 26-1006A. Diese Board Version wird gemeinhin auch als sehr stabil angesehen und jeder, der so ein Modell ergattert, kann sich glücklich schätzen.

Die von TEC in Japan überarbeitete und produzierte Variante des Mainboards mit 16 kB RAM: Unten rechts die Z80 CPU, hier von NEC mit der Bezeichnung D780C

Im Zusammenhang mit der Japan-Version ereignete sich anscheinend eine Kuriosität, die ich im trs8bit Magazin gelesen habe, die dort ab Seite 71 nachzulesen ist http://www.fabsitesuk.com/tandy/trs8bit_year10.pdf und die ich euch nicht vorenthalten will: Wegen der fehlenden Abschirmung des TRS-80 Model I, waren die Geräte nämlich nicht funkentstört. Das veranlasste die amerikanische Behörde FCC dazu einen Verkaufsstop ab 1981 für das Model I in den USA zu verhängen. Leider vergaß man angeblich die Japaner darüber zu informieren, was dazu führte, dass diese munter weiter Model I produzierten. Da diese jedoch nicht mehr auf dem amerikanischen Markt verkauft werden durften, entschloss man sich sie weltweit und unter anderem verstärkt in Europa anzubieten. Daher gab es die japanische Version mit englischem Zeichensatz auch häufiger in Europa.

Die Enthusiasten

Die fehlerhafte Anzeige nach dem Einschalten.

Über Umwegen und mit 40 Jahren Verspätung ist so ein Model I nun endlich auf meinem Schreibtisch gelandet – komplett mit Expansion Interface, Grünmonitor und externem 5,25″ Doppel-Floppy. Das macht mich schon ziemlich stolz! Leider wurde die Freude nach dem ersten Einschalten gleich wieder getrübt, weil der Bildschirm nur mit „@9“ Zeichen übersät war und keinerlei Tastatureingaben annahm. Na ja, was will man erwarten bei so alter Hardware? Immerhin funktionierte der Bildschirm und der TRS-80 bekam Strom. Glücklicherweise fand ich beim „Verein zum Erhalt für klassische Computer e.V.“ (https://www.classic-computing.org/) tatkräftige und fachkundige Unterstützung. Nachdem die Ferndiagnose nicht erfolgreich war, nahm sich dankenswerter Weise ein Mitglied den beiden Mainboards an und konnte den Rechner tatsächlich wieder zum Leben erwecken. Die ganze Geschichte könnt ihr übrigens dort im Forum nachlesen: https://forum.classic-computing.de/forum/index.php?thread/23634-trs-80-model-1-japan-version-26-1006a-zeigt-nur-noch-9/

Nun also mit einigen Wochen Verspätung (aber was macht das schon bei 40 Jahren aus), kann das Abenteuer Tandy TRS-80 Model 1 Level II also endlich beginnen.

Ich werde weiter über meine Erfahrungen berichten.

Quellen für meine Informationen:
https://en.wikipedia.org/wiki/TRS-80
http://www.trs-80.com/wordpress/
http://www.fabsitesuk.com/tandy/trs8bit_year10.pdf
https://www.radioshackcatalogs.com/flipbook/c1977_rsc-01.html

2 Gedanken zu „Tandy TRS-80 Model I Level II“

  1. Ein sehr schöner Bericht über diesen Homecomputer-Opa. Ich habe dieses Gerät während meines Studiums an der Heinrich-Heine Uni in Düsseldorf gesehen und nutzen müssen. Es muss 1987 gewesen sein: erstes Semester Informatik Nebenfach. Wir gehen in einen Raum und dann stehen da tatsächlich in Reih und Glied bis zu 20 dieser Maschinen. Wir haben tatsächlich die ersten Sortier-Algorithmen an diesen Rechnern programmiert.
    Aber es war schon ein Schock mit diesen Maschinen arbeiten zu müssen, da im nahegelegenen Rechenzentrum die Sun SPARC Stations auf uns warteten 😉

    1. Das kann ich gut nachvollziehen, dass man auf so olle 8-Bit Maschinen keinen großen Bock hatte, wenn es doch 1987 schon viel leistungsfähigere Systeme gab.
      Als er 1977 raus kam war er in den USA natürlich ein Highlight, weil er wesentlich günstiger als Apple II und PET war.
      Aber er hatte eben auch seine Eigenheiten und war oft sehr zickig. Nicht umsonst hat er den Beinamen „Trash-80“ bekommen.
      Mir war aber nicht bekannt, dass er auch in Deutschland an Unis verbreitet war. Ich dachte da war Commodore oder Apple gesetzt.
      Aber schön, dass du deine Eindrücke und Erinnerungen dazu hier als Kommentar teilst.

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